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„Die Installationsgewohnheiten sind so different wie die kulturellen Unterschiede.“

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SCHELL Produkte sind international im Einsatz und müssen in verschiedenen Ländern unterschiedlichen Anforderungen entsprechen. Bastian Valbert, Anwendungstechniker im internationalen Vertrieb bei SCHELL, erklärt im Interview, was in den Exportmärkten anders ist als in Deutschland.

Herr Valbert, welche Rolle spielt der Export für das Unternehmen SCHELL?
Da die Anzahl der weltweiten Kunden stetig wächst, steigt auch unweigerlich die Komplexität durch die differenten Installationsgewohnheiten und Anforderungen innerhalb der durch SCHELL betreuten Exportmärkte. Der Exportanteil am Gesamtumsatz beträgt mittlerweile mehr als 50 Prozent und birgt hohe Wachstumschancen, daher sind die Exportmärkte zunehmend im Fokus bei SCHELL.

In der Branche ist viel von Fachkräftemangel die Rede – gilt das auch für die Exportmärkte?
Der Fachkräftemangel ist sicherlich eine der zentralen Herausforderungen innerhalb der Branche – auch in den Exportmärkten. „Kann man einen WC-Druckspüler mit DN 15 anschließen?“ Bekäme ich jedes Mal einen Euro, wenn mir diese Frage gestellt wird, wäre ich sicher schon Millionär. Tiefergehende Kenntnisse der verarbeitenden Personen in Bezug auf Hydraulik und technische Zusammenhänge sind oftmals nur unzureichend vorhanden. Daher ist die beratende und unterstützende Tätigkeit der betreuenden Außendienstmitarbeiter sowie der Anwendungstechnik Export gefragter denn je. Die immer häufiger auftretenden Fragestellungen sind allerdings nicht immer der mangelnden Ausbildung oder Erfahrung der Installateure geschuldet, sondern zunehmend dem immer breiter werdenden Tätigkeitsfeld der Fachkräfte. Die Anforderungen reichen von der einfachen Montage eines Eckventils mit Regulierfunktion bis hin zur Auslegung und Ausführung einer Installation und Betreuung von Facility-Management-Systemen. Das Berufsbild des Installateurs ist weltweit im Wandel, da auch in diesem sehr traditionellen Handwerk der technische Fortschritt Einzug hält. Dies bedeutet aber auch, dass die beruflichen Chancen spezialisierter Fachkräfte innerhalb der Vertriebsmärkte deutlich gestiegen sind.

Was bedeutet das konkret für den Support, den SCHELL bietet?
Auch bei anderen Herstellern ist mittlerweile ein klarer Trend zu installations- und anwenderfreundlichen Produkten sowie Planungshilfen deutlich erkennbar. Daher ist es umso verständlicher, dass der angebotene technische Support der Hersteller bei Systementscheidungen eine immer zentralere Rolle einnimmt. Wer sich für SCHELL entscheidet, kauft sich damit mehr als das reine Produktversprechen „Made in Germany“. Man kauft sich ebenso den ständigen Support eines Ansprechpartners in seiner Vertriebsregion und den Support der Ansprechpartner aus Olpe.

Gibt es große Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, was die Installationsgewohnheiten betrifft?
Die Installationsgewohnheiten der Länder sind oftmals so different wie die kulturellen Unterschiede. Am einfachsten beschreibt dies ein weltweites Bedürfnis des täglichen Lebens. Während in muslimisch geprägten Ländern oft die Benutzung von sogenannten Hock-WCs durchaus noch üblich ist, werden in anderen Teilen der Welt sogenannte Siphon-Jet-WCs verwendet – im Unterschied zu den uns bekannten europäischen wandhängenden WCs. In Japan haben Toiletten mittlerweile mehr elektronische Eigenschaften als so mancher Mittelklassewagen. Die Installationsgewohnheiten könnten also international nicht unterschiedlicher sein.
Zudem werden in anderen Ländern andere Anforderungen in der Verbindungstechnik der Installation gestellt oder andere Werkstoffe verwendet. Für Rohrleitungsanbindungen beispielsweise kommen unterschiedlichste Gewindearten und Dimensionen zum Einsatz. Da oftmals keine entsprechende Rohrnetzberechnung erfolgt, ist die Dimensionierung der Anlagen häufig unzureichend oder zu groß ausgelegt, was wiederum enorme Herausforderungen für den hygienisch einwandfreien Betrieb von Anlagen und Produkten bedeutet.

Können Sie ein weiteres Beispiel dafür nennen?
Wo in Deutschland die benötigten Leitungsquerschnitte aufgrund von hygienischen Aspekten immer kleiner dimensioniert werden, ist die Spültechnik mit ihren größeren Anschlussdimensionen eine der Kernkompetenzen von SCHELL mit hohem Wachstumspotential innerhalb des Exports und somit unverzichtbar. In größeren Anlagen oder Bereichen mit unzureichender Wasserversorgung kommen sehr oft sogenannte „Booster Pumps“, also Druckerhöhungsanlagen zur Förderung und Bereitstellung von Wasser, zum Einsatz. Diese verursachen natürlich je nach Einstellung eine oftmals instabile, unzureichende Druckversorgung. Auch unter diesen widrigen Bedingungen müssen unsere Produkte einwandfrei funktionieren.

Wir sprechen sehr oft über hygienische Anforderungen – wie sieht es damit in anderen Ländern aus?
Deutschland ist sicherlich einer der Vorreiter, was die Anforderungen an den hygienisch einwandfreien Betrieb von Trinkwasseranlagen und deren Dokumentation betrifft. Auch wenn in den meisten Fällen bisher keine normative Verpflichtung für den Einsatz solcher Systeme besteht, setzen Länder wie Belgien, Niederlande oder Österreich vermehrt auf technische Lösungen zur automatisierten Spülung in prioritären Gebäuden und treiben die Entwicklung dieser Systeme auch abseits der reinen Hygienethematik im Export deutlich voran. Triebfeder dafür ist sicherlich eine Anlehnung an deutsche Vorschriften, aber auch das weltweit wachsende Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Stagnationsspülung und Dokumentation.

Mit der Dokumentation belegt man auch, dass man beispielsweise Normen eingehalten hat …
Eine übergreifende Entwicklung in allen Märkten ist die Etablierung eines wahren Zulassungs-, Anforderungs-, Label- und Kennzeichnungs-Dschungels. Schon innerhalb der Produktentwicklung startet mit der ersten Konzeptionsphase die Berücksichtigung der in den Ländern vorherrschenden Normen und Zulassungen und endet nicht selten in einer notwendigen physischen Kennzeichnung der Produkte.
Für außereuropäische Vertriebsregionen, wie beispielsweise Australien, Neuseeland sowie Südafrika, kommen ausschließlich speziell gekennzeichnete entzinkungsbeständige Materialien zum Einsatz, um die länderspezifischen Anforderungen in Bezug auf eine potenziell die Trinkwasserqualität gefährdende Korrosion zu erfüllen. Dies erhöht natürlich die Komplexität innerhalb unserer Fertigung in Olpe.

Ein anderes Thema ist das Wassersparen. Was können Sie dazu sagen?
Ein für deutsche Konsumenten oft nicht nachzuvollziehender Trend ist das Bedürfnis nach möglichst wassersparenden Produkten. Während wir in Deutschland eine durchgehend sichere Trinkwasserversorgung genießen, haben ca. 2 Milliarden Menschen auf der Erde keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. Daher ist der Trend zu nachhaltigen Produkten mit Möglichkeiten zur Volumenreduzierung ungebrochen. Wasser ist in vielen Ländern ein kostbares Gut. Unzulässig hohe Wasserverbräuche werden unter Strafe gestellt oder der tägliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch sogar zeitweise beschränkt. Nicht zuletzt deshalb sind die afrikanischen Märkte inzwischen ein stark wachsender Markt für uns, vor allem in Kenia und Südafrika werden große Projekte mit SCHELL Produkten realisiert. Schließlich spart man allein durch den Einsatz berührungsloser, elektronischer Armaturen im Vergleich zu herkömmlichen Einhebelmischern bis zu 62 % Wasser durch die intelligente Einstellung von Laufzeiten und Erfassungsbereichen.

Wassersparen ist aber auch ein Baustein in nachhaltigem Verhalten. Was leisten SCHELL Produkte sonst noch in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des gestiegenen Bewusstseins für Nachhaltigkeit gewinnt auch die Zertifizierung von Gebäuden zunehmend an Bedeutung. Alleine durch die DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) wurden nach eigenen Angaben in über 30 Ländern mehr als 6.000 Auszeichnungen für nachhaltige Bauprojekte vergeben. Noch vor 15 Jahren gab es in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern so gut wie keine zertifizierten Gebäude. Heute sind bereits viele international bekannte Wahrzeichen nach LEED*-Standards zertifiziert, wie zum Beispiel das Empire State Building, Taipei 101 oder auch das Maracanã-Stadion.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Wassereffizienz der Produkte, also die Möglichkeit, durch deren Einsatz Wasser zu sparen?
Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Verschiedenste Water Efficiency Label wie Water Rating in Australien oder WEL in Saudi-Arabien geben dem Nutzer sofort Aufschluss über die Wassereffizienz des Artikels. Bei WC-Anwendungen ist die Forderung nach Spülmengen von 4 und 2 Litern bei großer und kleiner Spülmenge eher die Regel als eine Seltenheit. Im Bereich der Waschtischarmaturen sind Auslaufvolumen von 1,3 l/min anstatt der üblichen 5 l/min gefragt. Daher bietet SCHELL ein breites Spektrum an technischen Möglichkeiten, um z. B. durch programmierbare IR-Funktionen Hygiene zu gewährleisten und gleichzeitig nur bei Bedarf das notwendige Volumen bereitzustellen. Wir nennen das „Water on Demand“-Funktion.

Wenn wir über Effizienz sprechen, müssen wir auch über das SCHELL Wassermanagement-System SWS sprechen.
Wir haben weltweites Interesse für SWS, nicht zuletzt durch die erfolgreichen ISH-Präsentationen. Vorrangig vertreiben wir SWS zunächst, aufgrund der Anlehnung an die deutschen Anforderungen an die Trinkwasserhygiene, in den BeNeLux Ländern sowie in Österreich. In anderen Ländern ist SWS vor allem wegen Kosteneinsparung und Maintenance-Funktionen interessant, nicht so sehr wegen der Hygienethematik – wie hier in Deutschland. Aufgrund der Vorteile, die das System bezüglich des Facility-Managements und damit verbundenen Einsparpotentialen bietet, erreichen uns internationale Anfragen zu großen Projekten. In jedem Fall zeigen wir mit SWS unsere Kompetenz im Bereich der Sanitärelektronik, aber in vielen Märkten muss erst einmal das Bewusstsein für den Nutzen von elektronischen Armaturen mit Hygienefunktionen geschaffen werden oder Vorurteile aufgrund von negativen Erfahrungen mit qualitativ minderwertigen Elektronikprodukten aus der Vergangenheit abgebaut werden. Da ist SWS dann noch kein Thema.

Und wie sieht es mit dem SSC Bluetooth®-Modul aus?
Das kommt weltweit zum Einsatz, verstärkt in Ländern mit erhöhten Anforderungen an Hygiene, beispielsweise in den Niederlanden. Ansonsten ist es als Servicetool rund um den Globus sehr geschätzt. Dies ist ein hervorragendes Beispiel für die Bestrebungen unsererseits, die Fehlersuche und notwendigen Wartungsaufgaben für die Installateure und Betreiber so einfach wie möglich zu gestalten.

Vielleicht abschließend noch eine Anekdote aus Ihrem Arbeitsleben?
Bei einer Schulungsmaßnahme zu unserem SCHELL Wassermanagement-System SWS erfolgte prompt der Kommentar eines Teilnehmers: „Schön und gut, aber wie kriegen wir die Toilette aus dem Garten ins Haus?“ Wenn sich ein Plumpsklo außerhalb des Hauses befindet, muss eben erst noch Basisarbeit geleistet werden, bevor ein Wassermanagement-System Sinn macht. Sie sehen: Auf dem internationalen Markt sind die Voraussetzungen und Anforderungen sehr unterschiedlich. Ein Grund mehr, als Innovationsführer ständig neue Antworten zu finden.

Bastian Valbert (39), verheiratet, 2 Kinder

Nach einer Ausbildung zum Installateur und mehr als 10-jähriger praktischer Berufserfahrung in mehreren Positionen in diesem Bereich startete Bastian Valbert eine nebenberufliche Fortbildung zum Techniker. Im November 2015 trat er als Anwendungstechniker Export in das Unternehmen SCHELL ein. Gemeinsam mit einem Kollegen ist er verantwortlich für den gesamten technischen Support für Kunden und Außendienst aller betreuter Exportmärkte.

* Über LEED
Das von dem US Green Building Council (USGBC) entwickelte Zertifizierungsverfahren LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist ein global verbreitetes Verfahren zur Immobilienbewertung in Bezug auf Nachhaltigkeit.
Die Bewertung erfolgt folgender Themenfelder:

  1. Infrastrukturelle Einbindung des Standortes
  2. Grundstücksqualitäten
  3. Wassereffizienz
  4. Energie & globale Umweltwirkungen
  5. Materialkreisläufe & Ressourcenschonung
  6. Innenraumluftqualität
  7. Innovationen
  8. Boni für Kriterien mit standortbedingt besonderer Bedeutung