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Bakterien im Trinkwasser eines Krankenhausneubaus: Ursachen, Sanierung Empfehlungen

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Sanitärarmaturen können durch vorgelagerte Kontaminationen verunreinigt werden. Die Kontaminationsursache zu finden und zu beseitigen ist Voraussetzung für den Sanierungserfolg. Eine besondere Gefahr droht, wenn in einem Krankenhaus kurz vor der Inbetriebnahme die Bakterien „Pseudomonas aeruginosa“ entdeckt werden, die unter Umständen gesundheitsgefährdend sein können.

Bei der Erstuntersuchung eines Krankenhausneubaus wurden an einigen Entnahmestellen überhöhte „Allgemeine Koloniezahlen“ und Pseudomonas aeruginosa festgestellt. Da bei einer routinemäßigen Beprobung gemäß DIN ISO 19458 über die Armaturen nur 100 ml entnommen wurden, ließ sich keine Aussage über eine mögliche Kontamination der vorgelagerten Installation treffen. Nun mussten die geeigneten Probenahmestellen und -techniken ausgewählt werden.

Die wichtigsten Ziele der Untersuchung

Eine der wichtigsten Vorschriften zur mikrobiologischen Probenahme aus Trinkwasserinstallationen ist die DIN EN ISO 19458 (Wasserbeschaffenheit – Probenahme für mikrobiologische Untersuchungen). Sie hat vor allem drei Untersuchungsziele:

  • Mit Zweck a) wird das Wasser des Versorgers bis zum Wasserzähler beurteilt. Deshalb muss die Leitung vor der Probenahme stets gründlich gespült werden. 
  • Mit Zweck b) wird geprüft, ob an den Entnahmearmaturen grundsätzlich Trinkwasser in der hohen Güte des Versorgers ansteht. Deshalb erfolgt hier die Probenahme ohne Strahlregler oder Brauseschlauch, der Auslassbereich wird desinfiziert und ein kleines Volumen verworfen. Das ist insofern relevant, weil diesen Bauteilen häufig Bakterien anhaften, die aus der Luft oder von Utensilien wie z. B. einem Spül- oder Putztuch stammen und das Ergebnis verfälschen würden. 
  • Mit Zweck c) wird das Trinkwasser so genommen, wie es aus der Armatur kommt: über den Strahlregler oder den Brauseschlauch, ohne vorherige Desinfektion und ohne Wasser ablaufen zu lassen. Mit Untersuchungen nach Zweck c) kann man zum Beispiel klären, ob sich ein Verbraucher bei Nutzung des Wassers an dieser Armatur eine Erkrankung zugezogen haben könnte. 

Ist die Kontamination lokal oder systemisch?

Der Erhalt der Wassergüte in Gebäuden basiert auf einem regelmäßigen Wasserwechsel über alle Entnahmestellen. So erfolgt auch die Temperatureinhaltung in der Installation, indem kaltes und warmes Wasser regelmäßig bis an die Entnahmestellen herangeführt wird. Dabei muss das nachströmende Wasser mikrobiologisch einwandfrei sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, es über eine gestaffelte Probenahme zu überprüfen. 

Wenn das Trinkwasser aus einer Verteilleitung einwandfrei ist, nicht jedoch die Probenahme nach ISO 19458 Zweck b), so ist zu vermuten, dass die Armatur kontaminiert ist. In diesem Fall kommen drei wesentliche Ursachen in Frage, die durch Probenahmen abgeklärt werden müssen:
Fall 1) Wurden die Armaturen und andere Bauteile bereits kontaminiert eingebaut? 
Fall 2) Wurden die Armaturen und Bauteile durch die vorgelagerte Installation kontaminiert? 
Fall 3) Wurden die Entnahmestellen über den Strahlregler kontaminiert, weil über ihn kein ausreichender Wasserwechsel stattfand? 

Vorgelagerte Kontamination als Ursache

Im betroffenen Krankenhaus konnte die Kontaminationsursache mittels systematischer Auswertung der Befunde und deren Zuordnung zum Strangschema ermittelt werden. Beim Vergleich der Befunde in den Etagen mit Druckerhöhungsanlage (Etagen 3, 4 und 5) und ohne Druckerhöhungsanlage (Etagen UG, EG, 1 und 2), stellte man fest: Pseudomonas aeruginosa fand sich nur in den Etagen, die über die Druckerhöhungsanlage versorgt werden. In den Etagen darunter waren zwar die Koloniezahlen erhöht, es waren aber keine Pseudomonaden vorhanden. Da dort die gleichen Armaturen verbaut sind wie in den kontaminierten Etagen, konnte man davon ausgehen, dass die Armaturen in den Etagen 3 bis 5 einer vorgelagerten Kontamination „zum Opfer gefallen“ waren. Diese war also im Bereich der vorgelagerten Installation bis zur Druckerhöhungsanlage zu suchen. Die verbaute Druckerhöhungsanlage (DEA) bestand aus zwei Pumpen, die wechselseitig betrieben wurden. Sie wurden beprobt und ergaben sporadisch den Nachweis von Pseudomonas aeruginosa. Mit der kontaminierten DEA war die Ursache und somit der wichtigste Ansatz für eine möglichst schnelle und nachhaltige Sanierung gefunden. Die DEA und die gesamte Installation wurden über zwei Monate intensiv gespült und abschnittsweise endständig thermisch desinfiziert. Darüber hinaus wurde die Betriebsweise der DEA hygienisch optimiert, indem die Wechselintervalle beider Pumpen auf 60 Minuten reduziert wurden. 

Empfehlungen für die Praxis

Werkseitig mit Wasser geprüfte Bauteile lassen sich nicht immer ausschließen. Dennoch sollte der Fachplaner bereits in der Ausschreibung von möglichst vielen Bauteilen fordern, dass sie herstellerseitig trocken geprüft werden – wie die von SCHELL. Sind solche Bauteile nicht verfügbar, sollten die Hersteller Maßnahmen ergreifen und Hinweise zum hygienegerechten Umgang damit geben. Bei Gebäuden mit erhöhten hygienischen Anforderungen ist es außerdem empfehlenswert, die Befüllung der Installation abschnittsweise durchzuführen – jeweils verbunden mit einer mikrobiologischen Probenahme und Freigabe. 

Mittlerweile werden immer häufiger elektronische Armaturen in Gebäuden mit erhöhten hygienischen Anforderungen eingesetzt, um für einen automatisierten Wasserwechsel auch bei Nutzungsunterbrechungen zu sorgen. Damit tragen sie zum Erhalt der Wassergüte, zum wirtschaftlichen Betrieb und zur rechtlichen Absicherung der Betreiber bei.