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Siphon, Druckspüler und mehr: trinkwasserhygienische Hotspots im Krankenhaus berücksichtigen – Teil 2

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Wo gesundheitlich oftmals stark beeinträchtigte Menschen ein Gebäude nutzen, könnte der Erhalt der Trinkwasserhygiene nicht wichtiger sein. In Krankenhäusern gibt es eine Vielzahl an Herausforderungen für die Trinkwasserhygiene, die es zu lösen gilt, um die Gesundheit aller Gebäudenutzer*innen zu schützen. Dr. Peter Arens, Trinkwasserexperte bei SCHELL, hat verschiedene dieser Herausforderungen identifiziert und stellt Lösungen für die trinkwasserhygienischen Hotspots vor. Dabei vergleicht er zum Beispiel nicht nur Druckspüler und Spülkästen mit Blick auf ihren hygienischen Einfluss auf die Trinkwasserinstallation, sondern gibt auch konkrete Tipps zum passenden Einsatz. Die identifizierten Herausforderungen sind natürlich auch außerhalb der Krankenhaus-Umgebung relevant und hilfreich für den Erhalt der Wassergüte in einer Vielzahl von Gebäudetypen. In Teil 2 stehen die folgenden drei Herausforderungen bei Dr. Peter Arens im Rampenlicht:

Herausforderung Nr. 1: Siphon-Spülungen zur Verringerung des Infektionspotenzials

Auf Kinderstationen gibt es oft ein bestimmtes Problem: Neben den üblichen Belastungen werden häufig Reste von Ernährungslösungen und andere mikrobiell verwertbaren Substanzen über den Waschtisch entsorgt. „Da das Personal zumeist unter Zeitdruck steht, läuft die Armatur nur so lange, bis die Keramik sauber ist. Doch zu diesem Zeitpunkt befinden sich oftmals noch Rückstände im Siphonwasser und fangen dort später an zu gären“, gibt Dr. Peter Arens zu bedenken. Um dies zu verhindern, werden in definierten Risikobereichen von Krankenhäusern entweder periodisch Desinfektionsmittel in die Siphons injiziert oder, noch wirkungsvoller, das Wasser im Siphon wird elektronisch erhitzt. Dr. Peter Arens kennt noch eine weitere wirkungsvolle Unterstützung dieser Desinfektions-Maßnahmen: Armaturen, die über eine einstellbare Nachlaufzeit verfügen und damit auch dann noch Wasser abgeben, wenn Nutzer*innen bereits den Waschbereich verlassen haben. Sie spülen dann eigenständig den Siphon frei von Rückständen. Zahleiche elektronische Waschtisch-Armaturen von SCHELL, wie beispielsweise die aus der Serie VITUS, die es auch als berührungslose Armaturen gibt, bieten diese Einstellung. „Dadurch können solche Armaturen unter Umständen ganz oder teilweise weitergehende Desinfektionsmaßnahmen ersetzen. Eine definierte ‚Nachlaufzeit’ von zum Beispiel 30 Sekunden = 2,5 Liter könnte das Volumen des Siphons mehrfach austauschen und ihn weitgehend ‚seifen- und essensrestefrei’ machen“, erklärt der Trinkwasserexperte.

Herausforderung 2: Druckspüler oder Spülkästen nutzen? Ein hygienischer Vergleich 

Spülkästen werden aus Installationsgründen wesentlich häufiger eingesetzt als Druckspüler, dennoch gibt es oftmals gute Gründe für den Einsatz von Druckspülern, gerade mit Blick auf hygienische Eigenschaften, wie Dr. Peter Arens weiß. „Spülkästen haben sich vor allem aus zwei Gründen gegenüber Druckspülern durchgesetzt: Erstens können sie an jede Leitung angeschlossen werden, selbst wenn diese nur 12 mm Durchmesser hat. Zweites waren sie damals deutlich leiser als zeitgenössische Druckspüler. Letzteres hat sich längst geändert. Druckspüler wie die von SCHELL erfüllen heute die höchste Anforderung im Rahmen der Geräuschklasse I (Abb. 4). Dennoch bleibt deren Nachteil, dass sie mindestens eine ¾“ Anschlussleitung benötigen. Da das Wasservolumen in einer Stichleitung so gering wie möglich sein soll, fehlt damit die Anschlussmöglichkeit für Druckspüler in der Peripherie einer Trinkwasserinstallation. Bei Leitungen mit mindestens ¾“ haben sie jedoch einige hygienische Vorteile gegenüber Spülkästen: sie bringen eine viel höhere Spülgeschwindigkeit in die Leitungen und verhindern dort Ablagerungen, ohne jedoch einen höheren Wasserverbrauch als ein Spülkasten zu verursachen. Auch gibt es sie kostengünstig in berührungsloser Ausführung – Stichwort „Händehygiene“ – mit zwei Mengen-Spültechnik und mit Stagnationsspülung, falls ein WC mal längere Zeit ungenutzt ist.“ Ein passendes Beispiel ist hier die Kombination aus dem SCHELL Unterputz-WC-Druckspüler COMPACT II und der WC-Steuerung EDITION E.

Ein entscheidender hygienischer Vorteil gegenüber Spülkästen ist jedoch: Sie bevorraten kein Wasser. „Jeder Fachhandwerker kennt die teilweise millimeterdicken, überwiegend schwarzen Beläge in Spülkästen, die es bei Druckspülern nicht geben kann“, beschreibt Dr. Peter Arens. „Vor dem Hintergrund dieser hygienischen Vorteile sind Druckspüler immer dann die erste Wahl, wenn ohnehin ¾“ Anschlussleitungen vorliegen. Wie beispielsweise in einem Krankenhaus in Berlin, in dem der strömungstechnisch und hygienisch versierte Planer die Druckspüler bewusst an die Steigeleitungen angeschlossen hat, um dort für hohe Spülgeschwindigkeiten und einen regelmäßigen Wasserwechsel zu sorgen. Im Sanierungsfall ist der Erhalt der Druckspülertechnik immer dann hygienisch geboten, wenn die ¾“ Rohrleitungen bestehen bleiben oder ohnehin vorliegen. Zu gering wäre die Strömungsgeschwindigkeit in diesen Leitungen mit einem Spülkasten. Damit wird verständlich, dass es auch heute noch gute Gründe für den Einsatz von – im Idealfall berührungslosen –  Druckspülern gibt, solange ohnehin eine mindestens ¾“ Anschlussleitung vorliegt.“

Herausforderung Nr. 3: Gemeinsamkeit beider Spültechniken – Fallrohre

Die in diesem Beitrag letzte Herausforderung kann bei beiden Spültechniken auftreten, denn es geht um die Fallrohre von Spülkästen und Druckspülern. Ein Beispiel verdeutlicht die Problematik: Eine WC-Keramik mit Spülrand war über einen Patienten nachweislich mit pathogenen Krankheitserregern kontaminiert und gegen eine spülrandfreie Keramik ausgetauscht worden. Obwohl der Patient diese neue Keramik nicht mehr benutzen konnte und selbst die WC-Bürste etc. ausgetauscht worden waren, traten die gleichen Krankheitserreger nach einigen Wochen erneut auf. „Die wahrscheinlichste Erklärung hierfür ist, dass die Bakterien das Fallrohr wie bei einem Blasenkatheter aufsteigend ‚geentert’ und es unter Umständen sogar bis in den Spülkasten geschafft hatten“, erläutert Dr. Peter Arens. „Auch solche Möglichkeiten sind also in Einzelfällen in Erwägung zu ziehen, je nach Bedeutung der Krankheitserreger und der Art der Station.“

Unterstützung beim Erhalt der Trinkwasserhygiene von SCHELL

Gerade das letzte Beispiel zeigt, wie komplex das Thema Trinkwasserhygiene im Krankenhaus ist und wie umfangreich mitunter nach Lösungen gesucht werden muss. Mit Produkten, die von Anfang an darauf ausgerichtet sind, bei der Trinkwasserhygiene zu unterstützen, lässt sich jedoch viel erreichen. SCHELL hat sich nicht umsonst dem Leitsatz „Verantwortung für Gesundheit“ verschrieben und bietet zahlreiche Lösungen, wie elektronische Armaturen und das Wassermanagement-System SWS, an, die beim Erhalt der Wassergüte helfen. Nutzen Sie unsere Expertise – nicht nur bei Trinkwasserinstallationen in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen. 

Noch mehr Herausforderungen und Lösungen lesen Sie in Teil 1 des Beitrags zum Thema trinkwasserhygienische Hotspots in Krankenhäusern.