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Trinkwasserhygiene im Sommer – wie Gebäudebetreiber Risiken durch erwärmte Kaltwasserleitungen vermeiden

Wie sicher ist die Trinkwasserhygiene bei sommerlicher Hitze? Wenn im Sommer die Außentemperaturen steigen, erwärmt sich oft auch das Kaltwasser in den Leitungen. Gleichzeitig führt die Ferienzeit in vielen öffentlichen Gebäuden, etwa in Schulen, zu eingeschränkter Nutzung und damit zu langen Stagnationszeiten in der Trinkwasserinstallation. Die Folge: ein erhöhtes Risiko für die Trinkwasserhygiene. Erfahren Sie, worauf es jetzt ankommt und wie Sie als Betreiber wirksam vorbeugen können.

Sommerhitze als Risiko für die Trinkwasserqualität

Warum Kaltwasser warm wird – und welche Risiken damit verbunden sind

Im Sommer können heiße Außentemperaturen, besonders über einen längeren Zeitraum, dazu führen, dass sich die Kaltwasserleitungen und das Wasser darin erwärmen. Steigt die Temperatur von Kaltwasser auf über 25 °C, wird die Vermehrung von Legionellen begünstigt – eine zu hohe Konzentration von Legionellen stellt ein Risiko für die Gesundheit dar.

Wie überprüft man die Temperaturen im Kaltwasser?

Gemäß dem Entwurf des neuen DVGW W 551-1 (A) von Mai 2025 lässt man 3 Liter Wasser ablaufen und misst in weiteren 250 ml die Temperatur. Sie darf 25 °C nicht überschreiten. Ist dies der Fall, muss auch das Kaltwasser auf Legionellen untersucht werden.

Hitzestau in Gebäuden

Hinzu kommt, dass insbesondere in den Ferien, Gebäude wie bspw. Schulen, nicht ausreichend gelüftet werden. Dadurch staut sich die Hitze im Gebäude, was die Erwärmung der Wasserleitungen zusätzlich verstärkt. Hinweis: Um den Erhalt der Trinkwassergüte zu gewährleisten, darf Trinkwasser kalt 25 °C nicht dauerhaft übersteigen (PWC ≤ 25°C) und Trinkwasser warm muss mindestens 55 °C aufweisen (PWH ≥ 55°C).

Stagnation in der Trinkwasserinstallation – wenn Wasser zu lange stillsteht

Stillstand in der Ferienzeit

Grundvoraussetzung für den Erhalt der Trinkwassergüte: das Wasser in der Trinkwasserinstallation muss regelmäßig ausgetauscht werden. Doch in den Ferien kommt es häufig zu einer deutlich reduzierten Nutzung oder kompletten Nutzungsunterbrechung, etwa in Schulen, Sportstätten oder Bürogebäuden. Die Folge: längere Stagnation in den Leitungen der Trinkwasserinstallation bei gleichzeitig erhöhten Temperaturen im Kaltwasser – und damit ein erhöhtes Risiko für eine gesundheitsgefährdende Vermehrung von Legionellen.

Zu wenig Durchfluss

Um einer übermäßigen Vermehrung von Legionellen vorzubeugen, ist ein regelmäßiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen unerlässlich. Dann werden sie schneller ausgespült, als sie sich übermäßig vermehren können. §13 der Trinkwasserverordnung verpflichtet Sie als Gebäudebetreiber über das Regelwerk, spätestens alle 72 Stunden für einen vollständigen Wasserwechsel zu sorgen. Ist dieser durch eine eingeschränkte Nutzung nicht gegeben, müssen Sie den Wasserwechsel manuell oder automatisiert sicherstellen.

Ideale Bedingungen für übermäßige Legionellenvermehrung

Lebensbedingungen von Legionellen

Legionellen kommen natürlich im Trinkwasser vor, stellen in geringer Konzentration aber in der Regel kein Risiko dar. Problematisch wird es jedoch, wenn sie sich durch überlang stagnierendes Wasser und ungünstige Temperaturen stark vermehren. Ein Temperaturbereich von 25 °C bis 45 °C bietet Legionellen die optimale Bedingung für eine übermäßige Vermehrung. Besonders kritisch ist ein Temperaturbereich von 35°C bis 45°C.

Gesundheitsrisiken durch legionellenbelastetes Wasser

Legionellen werden über zerstäubtes und vernebeltes Wasser, sogenannte Aerosole, übertragen. Die Bakterien verbreiten sich in der Luft und werden eingeatmet, was eine schwere atypische Lungenentzündung auslösen kann.

 

Legionellen:

  • Übertragung über Aerosole
  • Typische Quellen: Duschen, Waschtische, Klimaanlagen, Luftbefeuchter etc.
  • Mögliche Krankheitsbilder: Legionärskrankheit (schwere Lungenentzündung), Pontiac-Fieber (grippeähnlich)
  • Besonders gefährdete Gruppen: Männer, Raucher, ältere Menschen, Personen mit geschwächtem Immunsystem, Menschen mit Vorerkrankungen der Atemwege

Was Sie als Betreiber wissen müssen: Gesetze und Vorschriften

Zentrale Betreiberpflichten gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV)

§13 TrinkwV – Sicherstellung der Trinkwassergüte: Wasserversorgungsanlagen sind mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu betreiben.

§31 TrinkwV – Untersuchungspflicht auf Legionellen: Vorgaben, wann und wo eine Pflicht zur Untersuchung der Wasserversorgungsanlage auf Legionellen besteht.

§51 TrinkwV – Handlungspflichten des Betreibers in Bezug auf Legionellen: Umfasst die hinlänglichen Pflichten des Betreibers bis hin zur Risikoabschätzung. Hier finden Sie einen Überblick über die neue Trinkwasserverordnung.

Normen und technische Regeln

VDI 6023 Blatt 1: Hygiene in der Trinkwasserinstallation: Vollständiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen nach spätestens 72 Stunden.

DVGW W 551-1 (A) (Entwurf): Der neueste Stand zum Thema Legionellen. Von der hygienegerechten Planung von Trinkwasserinstallation, über den Betrieb bis hin zur Probennahme und Sanierung kontaminierter Installationen.

DIN EN 806 / DIN 1988: Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen: Normenreihe zur Planung, Ausführung und Wartung von Trinkwasseranlagen.

Moderne Lösung: intelligente Spülsysteme für sicheres Trinkwasser

Das Wassermanagementsystem SWS

Automatisierter Wasserwechsel – zuverlässig, dokumentiert, effizient

Um den fachgerechten Wasserwechsel automatisiert sicherzustellen, lassen sich mit unserem SCHELL Wassermanagement-System SWS alle elektronischen SCHELL Armaturen im Gebäude vernetzen und zentral steuern. Dadurch können Spülvorgänge automatisiert, zeit- oder temperaturgesteuert durchgeführt und exakt dokumentiert werden.

Empfehlung aus der Praxis: Passen Sie den Spülrhythmus während der Ferienzeiten und bei hohen Außentemperaturen von Ihrem Büro aus an, um längeren Stagnationsphasen und hygienischen Risiken vorzubeugen, bspw. von einem 2-tägigen auf einen 1-tägigen Wasserwechsel. Dazu müssen Sie nicht einmal die Gebäude betreten – dank SMART.SWS.

Temperaturgesteuerte Spülungen

Neben der zeitgesteuerten Spülung bietet SWS zusätzlich auch die Möglichkeit, temperaturabhängig zu spülen. Das System löst automatisch eine zusätzliche Spülung aus, sobald eine bestimmte Temperatur – z.B. 25 °C Kaltwasser an der Messstelle – erreicht wird. Und es stoppt die Wasserwechsel bei Unterschreiten einer frei wählbaren Zieltemperatur von beispielsweise 20 °C. Das reduziert unnötigen Wasserverbrauch und erhöht die Hygieneeffizienz.

Hinweis: Es ist wichtig, eine ausreichend lange Spüldauer einzustellen, damit sich das umgebende Material (z.B. Rohrleitungen und deren Dämmung) durch den Wasserfluss wirksam abkühlen kann.

Gut zu wissen: Temperatursensoren wie PT 1000 Anlegefühler oder Eckventile mit integriertem Temperatursensor lassen sich unkompliziert nachrüsten und direkt in das SWS-System einbinden.

Praxistipps: So handeln Betreiber richtig

✔️ Regelmäßige Stagnationsspülungen bei Betriebsunterbrechungen von mehr als 72 Std. (manuell oder automatisiert)

✔️ Überwachung der Temperaturen im Trinkwasser warm und kalt mithilfe Thermometern oder automatisiert mit Temperatur-Fühlern

✔️ Regelmäßige Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen (gemäß Herstellerangaben und DIN EN 806-5)

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