Legionellen kommen natürlicherweise im Trinkwasser vor, stellen in geringer Konzentration aber in der Regel kein Risiko dar. Problematisch wird es jedoch, wenn sie sich durch überlang stagnierendes Wasser und ungünstige Temperaturen stark vermehren. Ein Temperaturbereich von 25 °C bis 45 °C bietet Legionellen die optimale Bedingung für eine übermäßige Vermehrung. Besonders kritisch ist ein Temperaturbereich von 35°C bis 45°C. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt über zerstäubtes und vernebeltes Wasser, sogenannte Aerosole. Die Bakterien verbreiten sich in der Luft und werden eingeatmet, was eine schwere atypische Lungenentzündung auslösen kann. Besonders gefährdet sind Männer, Raucher, ältere Menschen, Personen mit geschwächtem Immunsystem und Menschen mit Vorerkrankungen der Atemwege. „Um den Erhalt der Trinkwassergüte zu gewährleisten, darf Trinkwasser kalt 25 °C nicht dauerhaft übersteigen (PWC ≤ 25 °C) und Trinkwasser warm muss mindestens 55 °C aufweisen (PWH ≥ 55 °C)“, erklärt Hygieneexperte Dr. Peter Arens.
Besteht Gefahr? – Temperatur des Kaltwassers überprüfen
Im Sommer können heiße Außentemperaturen, besonders über einen längeren Zeitraum, dazu führen, dass sich die Kaltwasserleitungen und das Wasser darin erwärmen. Hinzu kommt, dass, insbesondere in den Ferien, Gebäude wie bspw. Schulen nicht ausreichend gelüftet werden. Dadurch staut sich die Hitze, was die Erwärmung der Wasserleitungen zusätzlich verstärkt. „Wer sich Gewissheit verschaffen möchte, sollte das Kaltwasser im Sommer regelmäßig überprüfen. Gemäß dem Entwurf des neuen DVGW W 551-1 (A) von Mai 2025 lässt man dazu 3 Liter Wasser ablaufen und misst in weiteren 250 ml die Temperatur. Werden 25 °C überschritten, muss auch das Kaltwasser auf Legionellen untersucht werden“, so Dr. Peter Arens.
Stagnation in der Trinkwasserinstallation – wenn Wasser zu lange stillsteht
Grundvoraussetzung für den Erhalt der Trinkwassergüte: Das Wasser in der Trinkwasserinstallation muss regelmäßig ausgetauscht werden. Doch in den Ferien kommt es häufig zu einer deutlich reduzierten Nutzung oder kompletten Nutzungsunterbrechung, etwa in Schulen, Sportstätten oder Bürogebäuden. Die Folge: längere Stagnation in den Leitungen der Trinkwasserinstallation bei gleichzeitig erhöhten Temperaturen im Kaltwasser – und damit ein erhöhtes Risiko für eine gesundheitsgefährdende Vermehrung von Legionellen.
Zur Vorbeugung ist ein regelmäßiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen unerlässlich. Dann werden sie schneller ausgespült, als sie sich übermäßig vermehren können. „Paragraph 13 der Trinkwasserverordnung verpflichtet Gebäudebetreiber über das Regelwerk, spätestens alle 72 Stunden für einen vollständigen Wasserwechsel zu sorgen. Ist dieser durch eine eingeschränkte Nutzung nicht gegeben, muss der Wasserwechsel manuell oder automatisiert sichergestellt werden“, erklärt Dr. Peter Arens.
Was hilft: Automatisierter Wasserwechsel mit intelligenten Spülsystemen
Um den fachgerechten Wasserwechsel automatisiert durchzuführen, lassen sich mit dem SCHELL Wassermanagement-System SWS alle elektronischen SCHELL Armaturen im Gebäude vernetzen und zentral steuern. Dadurch können Spülvorgänge automatisiert, zeit- oder temperaturgesteuert erfolgen und exakt dokumentiert werden, was weitaus effizienter und wirtschaftlicher ist als händisches Spülen. „Zudem lässt sich über das Wassermanagement-System der Spülrhythmus während der Ferienzeiten und bei hohen Außentemperaturen vom Büro aus ganz leicht anpassen, bspw. von einem 2-tägigen auf einen 1-tägigen Wasserwechsel, um längeren Stagnationsphasen und hygienischen Risiken vorzubeugen. Wer möchte, braucht dazu nicht einmal die Gebäude zu betreten – dank Cloud-Service SMART.SWS“, so Dr. Peter Arens.
Neben der zeitgesteuerten Spülung bietet SWS zusätzlich auch die Möglichkeit, temperaturabhängig zu spülen. Temperatursensoren wie PT 1000 Anlegefühler oder Eckventile mit integriertem Temperatursensor lassen sich unkompliziert nachrüsten und direkt in das SWS-System einbinden. Dann löst das System automatisch eine zusätzliche Spülung aus, sobald eine bestimmte Temperatur – z. B. 25 °C Kaltwasser an der Messstelle – erreicht wird. Und es stoppt den Wasserwechsel bei Unterschreiten einer frei wählbaren Zieltemperatur von beispielsweise 20 °C. Das reduziert unnötigen Wasserverbrauch und erhöht die Hygieneeffizienz. „Bei Spülungen im Sommer ist es wichtig, eine ausreichend lange Spüldauer einzustellen, damit sich das umgebende Material wie Rohrleitungen und deren Dämmung durch den Wasserfluss wirksam abkühlen kann“, empfiehlt Dr. Peter Arens.
Praxistipps auf einen Blick: So handeln Betreiber richtig
- Regelmäßige Stagnationsspülungen bei Betriebsunterbrechungen von mehr als 72 Std. (manuell oder automatisiert)
- Überwachung der Temperaturen im Trinkwasser warm und kalt mithilfe von Thermometern oder automatisiert mit Temperatur-Fühlern
- Regelmäßige Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen (gemäß Herstellerangaben und DIN EN 806-5)
Was Betreiber wissen müssen: Gesetze und Vorschriften
Zentrale Betreiberpflichten gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV)
- §13 TrinkwV – Sicherstellung der Trinkwassergüte: Wasserversorgungsanlagen sind mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu betreiben.
- §31 TrinkwV – Untersuchungspflicht auf Legionellen: Vorgaben, wann und wo eine Pflicht zur Untersuchung der Wasserversorgungsanlage auf Legionellen besteht.
- §51 TrinkwV – Handlungspflichten des Betreibers in Bezug auf Legionellen: Umfasst die hinlänglichen Pflichten des Betreibers bis hin zur Risikoabschätzung.
Normen und technische Regeln
- VDI 6023 Blatt 1: Hygiene in der Trinkwasserinstallation: Vollständiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen nach spätestens 72 Stunden.
- DVGW W 551-1 (A) (Entwurf): Der neueste Stand zum Thema Legionellen. Von der hygienegerechten Planung von Trinkwasserinstallation, über den Betrieb bis hin zur Probennahme und Sanierung kontaminierter Installationen.
- DIN EN 806 / DIN 1988: Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen: Normenreihe zur Planung, Ausführung und Wartung von Trinkwasseranlagen.